Im Zuge meiner Masterarbeit durfte ich die Greifvogel- und Eulenschutzstation OAW in Ebelsberg besichtigen. Der Betreuer Konsulent Reinhard Osterkorn hat weit über 100 Pfleglinge, von denen viele wieder freigelassen werden. Aber auch Dauerpfleglinge befinden sich in der Schutzstation, die teilweise als Ammen für junge „Findlinge“ (Küken, Nestlinge und Ästlinge) fungieren. Dadurch wird die Artprägung dieser Pfleglinge gewährleistet. Auch Unfallopfer werden mit den Dauerpfleglingen vergesellschaftet. Somit bleibt der Sozialkontakt mit Artgenossen aufrechterhalten und vor allem die Nahrungsaufnahme (Futterneid) bereitet weniger bis keine Probleme.

So kam es, dass am Samstagabend Reinhard Osterkorn mit fünf Turmfalken zu uns auf den Hof kam. Die Vögel waren wieder stark genug, um in der Freiheit überleben zu können. Mit einem dicken Handschuh gewappnet durften wir selber die Vögel frei lassen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, solch edle Tiere kurz in der Hand zu halten, sie dann loszulassen und ihnen so lange nachzusehen, bis sie in der Ferne verschwunden sind. Und vielleicht haben sie ein Plätzchen in Pichling gefunden, wo es ihnen gefällt und hier bleiben? Wir würden uns jedenfalls freuen, wenn die Turmfalken in der Nähe nisten und hin und wieder über unserem Hof kreisen.

Nachtrag:
Ein paar Tage später durfte ein wunderschöner Waldkauz nach seiner Genesung wieder in die Freiheit entlassen werden. Ebenso ein junges Mäusebussard-Weibchen. Der elegante Vogel brauchte für den Flugstart fast die ganze Freifläche im Hof und legte eine spektakuläre Einlage hin. Flog das Weibchen doch nicht über den Zaun sondern zwischen den Zaunlatten durch, so dass alle Zusehenden kurz den Atem anhalten mussten. Wir hoffen, dass alle Vögel, die von unserem Hof wieder ihren eigenen Weg bestreiten, gut durch den Winter kommen und nicht mehr auf die Hilfe einer menschlichen Pflege angewiesen sind.