Auslöser der Anschaffung unserer Tiere war ja die Pflege der Streuobstwiesen. Das erledigen die Alpakas und Lamas akkurat. Das Gras ist immer kurz. Währen die Alpakas so dahinfressen, dazwischen auch mal chillen und Mist machen wächst ihnen die Wolle damit sie im Winter nicht frieren. Diese Tiere müssen ja laut Tiereschutzgesetz im Offenstall gehalten werden. Das heißt der Stall hat keine Türe. Und dieses Fell, dass den Tieren als Kälteschutz wächst, ist seit den Inkas hoch begehrt. In Peru und Chile (der Herkunft dieser Tiere) wird deren Fell das Vlies der Götter genannt und war zu Inkas Zeiten nur den Herrschern vorbehalten. Da die Herrschaft der Inkas ja vorbei ist, und die Tiere auch bei uns am Hof Einzug gehalten haben, freuen wir uns über deren Fell. Bis es aber zum Pullover kommt, steht als erstes die Schur an. Nach dem Scheren sehen die Tiere momentan etwas gewöhnungsbedürftig aus. Nachdem sie vom dicken Fell befreit sind, kommt ein langbeiniges, schmales, zartes Geschöpf zum Vorschein. Die Wolle muss anschließend gewaschen, getrocknet und kardiert werden. Beim (meist) maschinellen Kardieren werden alle Fasern in die gleiche Richtung gebracht. Vergleichbar mit kämmen. Die beste Qualität der Wolle wird versponnen. In unseren Fall noch wie zu Großmutters Zeiten mit dem Spinnrad. Der Ausdruck: „Spinnst du?“ hat bei uns eine elementare Bedeutung und sollte nicht falsch verstanden werden weil wir dabei ja Meter machen. Die zweite Qualität eignet sich als Füllung für hochwertige Steppdecken. Die dritte gefilzt  für Schuheinlagen. Der Abfall eignet sich für den Misthaufen. Ist aber nicht mehr viel vom Ganzen. Die Wolle am Misthaufen ist noch immer nicht endgültig für den Mist. Ist bei den Vögeln begehrt, ergibt es doch eine Top Nestpolsterung.

Bleibt noch die Geschichte mit der Vermehrung.

Neuweltkameliden haben keine definitive Brunftzeit. Die Tragzeit beträgt bei ihnen 11 bis 11 1/2 Monate. Da die Überlebenschance der Neugeborenen in der warmen Jahreszeit wesentlich höher ist, schreiten hier die Kamelidenhalter ein und lassen eine Begattung nur ab April oder Mai zu. Beim Werben um die Stute wird der Hengst ausnahmsweise nun auch einmal richtig laut. Der Akt findet bei Neuweltkammeliden im liegen statt. Wenn die Stute aufgenommen hat, wird der Hengst schonungslos weggespukt. Dabei kann’s ihm passieren, dass er die nächsten Nächte vor dem Stall schlafen muss, oder wie in unserm Fall wieder zur Herrengruppe umziehen muss.